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Selenskyj: Erwarte Putin am Donnerstag in Türkiye
Nach Druck aus Washington zeigt der ukrainische Präsident Bereitschaft zum Gespräch mit Moskau. Selenskyj will sich persönlich mit Kremlchef Putin treffen. Jetzt ist Russland am Zug.
Selenskyj: Erwarte Putin am Donnerstag in Türkiye
Selenskyj: Erwarte Putin am Donnerstag in Türkiye / Others
11. Mai 2025

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will sich mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin zu Friedensgesprächen in der kommenden Woche zusammensetzen. „Ich werde am Donnerstag auf Putin in Türkiye warten, persönlich“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Der Kremlchef hatte in der Nacht zuvor die Aufnahme von Verhandlungen in Türkiye angeboten, um über ein mögliches Ende für den über drei Jahre dauernden Krieg in der Ukraine zu beraten. Selenskyj äußerte die Hoffnung, „dass die Russen keine Ausreden suchen“.

Kurz vor Selenskyjs Mitteilung auf X hatte US-Präsident Donald Trump den ukrainischen Staatschef aufgefordert, der von Putin vorgeschlagenen Wiederaufnahme direkter Friedensgespräche in Türkiye zuzustimmen. Nur dann wüssten Kiew, die europäischen Partner und die USA, woran sie seien und könnten entsprechend handeln, schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Der Republikaner äußerte gleichzeitig Zweifel daran, dass Putin ein Friedensabkommen schließen wolle. Dieser sei zu sehr damit beschäftigt, „den Sieg im Zweiten Weltkrieg zu feiern“. Er spielte damit auf die Parade zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland am Freitag an.

Selenskyj unterstrich in seinem Post, dass die Ukraine ab Montag eine „volle und dauerhafte Feuerpause“ erwarte, um eine notwendige Grundlage für die Diplomatie zu schaffen.

Gemeinsame Initiative der europäischen Partner

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der britische Premierminister Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron und Polens Ministerpräsident Donald Tusk hatten mit Selenskyj ultimativ eine Waffenruhe von Russland ab diesem Montag gefordert. Andernfalls drohten Russland weitere Sanktionen – über diese könnte nun in London beraten werden. Die USA hatten bereits im März eine 30-tägige Waffenruhe vorgeschlagen. Zuletzt hatte Trump erneut auf diese Waffenruhe gepocht und Russland mit Sanktionen gedroht.

Kremlchef Putin hatte zunächst nur mit einem Gegenangebot geantwortet: Ab Donnerstag könnten direkte Verhandlungen ohne Vorbedingungen zwischen Russland und der Ukraine beginnen. Vorher wollte er allerdings keine Waffenruhe ausrufen. Selenskyj wertete das Angebot von Putin zu direkten Verhandlungen zwischen beiden Seiten als gutes Zeichen.

Die USA unter Trump im Schlingerkurs

Noch vor einigen Stunden äußerte sich Trump zuversichtlich, dass ein Ende der Kämpfe näherrücken könnte. „Ein möglicherweise großer Tag für Russland und die Ukraine“, schrieb er auf Truth Social. Nun hat sich sein Ton etwas verändert. Er ließ erneut Unmut über Putins Verhalten erkennen. Bereits in der Vergangenheit äußerte er Skepsis darüber, ob der Kremlchef wirklich ein Friedensabkommen wolle. Dennoch machte er nun sehr klar, dass Kiew den Verhandlungen in Türkiye zustimmen solle. „Führt das Gespräch – jetzt!!!“, schrieb der Republikaner in Großbuchstaben.

Die USA hatten zuletzt mehrfach gedroht, sich aus den Vermittlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs zurückzuziehen. Trump hatte eigentlich versprochen, den Krieg nach seinem Amtsantritt im Januar schnell zu beenden. In den vergangenen Wochen brachte er mehrfach seinen Frust darüber zum Ausdruck, dass die Verhandlungen bisher kein richtiges Ergebnis gebracht haben. Abwechselnd attackierte er Selenskyj und Putin für ihr Handeln.

Türkiye will Gespräche ausrichten

Türkiye hat sich inzwischen bereiterklärt, die Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine auszurichten. Bereits 2022, kurz nach Kriegsbeginn, hatten Russland und die Ukraine in Istanbul letztlich erfolglose Verhandlungen über ein Ende der Kampfhandlungen geführt.


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